Als mich Willibald Meyer, Bürgermeister von Goldenstedt im Landkreis Vechta – und mit aktell 32 (!) Amtsjahren dienstältester Bürgermeister Niedersachsens – anrief und für eine Lesung anfragte, habe ich mich sehr (!) gefreut. Denn damals war Goldenstedt die erste Gemeinde außerhalb meiner Region, die Interesse an einer Lesung hatte. Zeigte mir das doch: mein Buch zieht jetzt auch überregional Kreise. Am 23.3. war es dann so weit: Lesung in Goldenstedt. Organisiert hatte die Veranstaltung das Bündnis für Familie. Begleitend hatten sie die beeindruckende Ausstellung „Schau mich an – Gesicht einer Flucht“ nach Goldenstedt geholt. Beim Rundgang durch die Ausstellung mit Bildern von Menschen aus aller Herren Länder – auch aus Oberschlesien und Ostpreußen – wurde mir wieder einmal klar: auch ich bin ein Flüchtlingskind. Meine Familie väterlicherseits musste die Heimat Oberschlesien verlassen.
Gefreut hab ich mich auch darüber, dass ich meinen langjährigen Netzwerkkollegen Ludger Freese aus der benachbarten Gemeinde Visbek bei dieser Gelegenheit wiedergetroffen habe.
Als ich vor Beginn der Lesung den Bürgersaal des Rathauses Goldenstedt betrat, staunte ich nicht schlecht: Tischgruppen mit Getränken und Snacks – alles war liebevoll hergerichtet und man hatte für 45 Leute eingedeckt. Soviele Leute kommen doch nie, dachte ich noch. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Am Ende waren es 60 (!) Menschen, die der Werbung und Einladung des Familienbündnisses gefolgt waren. Darunter auch erfreulich viele geflüchtete Menschen.
Man spürte deutlich: in Goldenstedt herrscht ein gutes Klima zwischen Beheimateten und Geflüchteten. Was mich angesichts des Engagements und der Haltung des Bürgermeisters nicht weiter verwundert. Deutschland braucht wirklich mehr Bürgermeister wie Willibald Meyer.
Meiner Lesung folgten alle aufmerksam und wie bei den Malen zuvor konnte man auch in Goldenstedt wieder spüren: so manchem ging unter die Haut, was ich zu berichten hatte. Auch hier kam es im Anschluss wieder zu einer angeregten Diskussion – zunächst im Plenum, aber auch später hatte ich noch Gelegenheit zu vielen interessanten und bereichernden Gesprächen an den einzelnen Tischgruppen.
Der örtliche Buchhandel hatte einen Büchertisch vorbereitet und ich musste im Anschluss etliche Bücher signieren. Ich erfuhr auch, dass viele der anwesenden Menschen aus arabischsprachigen Ländern mein Buch bereits gelesen hatten. Das freut mich immer besonders, dass auch die arabische Version auf Interesse stößt.
Insgesamt war meine Reise nach Goldenstedt ein voller Erfolg und ich bin mit einem sehr glücklichen Gefühl wieder nach Hause gefahren. Ich danke an dieser Stelle dem Bürgermeister von Goldenstedt und 1. Vorsitzenden des Familienbündnisses Goldenstedt noch einmal sehr herzlich für die Einladung und für die perfekte Organisation dieser rundum gelungenen Veranstaltung.